Die Parochie (Kirchgemeinde) Gittersee
Bereits am 26. Oktober 1896 hatte man den Bau einer Parentationshalle auf dem Friedhof von Gittersee beschlossen. Am 12. Dezember 1897 erfolgte die Weihe der Parentationshalle, die bis zur Erbauung einer Kirche für alle gottesdienstlichen Handlungen dienen sollte.
Am 18. Februar 1900 wurde während der Visitation durch den Superindentenden vom Kirchenvorstand der Beschluß gefaßt, ein Pfarrhaus zu errichten. Im März des Jahres 1901 mußte Pfarrer Dr. Flemming durch eine schwere Krankheit bedingt sein Amt niederlegen. Als Pfarrvikar wirkte in Gittersee nun Franz Planert, dem Felix Johannes Fischer als neuer Pfarrer von Gittersee folgte. Er wurde am 13. Juli 1902 in sein Amt eingeführt, wiederum durch Pfarrer Lic Wolf aus Döhlen. Im Juli 1903 konte nun endlich der beschlossene Pfarrhausbau in Angriff genommen werden. Und am 12. April 1904 konnte selbiges geweiht und bezogen werden. Am 10. Oktober 1910 wurde Pfarrer Fischer nach Dorfchemnitz berufen. Als sein Nachfolger in Gittersee wurde am 30. Dezember 1910 einstimmig Pfarrer Louis Barth gewählt, welcher dann am 5. Februar 1911 in sein Amt eingeführt wurde. Pfarrer Barth führte das Amt bis 1923, wo er aus Gesundheitsgründen aus dem Amt scheiden mußte. Am 29. Juli 1923 wurde sein Nachfolger im Amte Gerhard Wildfeuer zum Geistlichen von Gittersee durch Oberkirchenrat Reimer ordiniert. 1924 wurde das zweite Geläut geweiht, welches das erste ersetzte, das im Kriege abgegeben werden mußte. Das Jahr 1928 ist wiederum ein wichtiges in der Geschichte der Gitterseeer Kirchgemeinde. Am 11. November 1928 wird die erweiterte Parentationshalle auf dem Gitterseeer Friedhof nun zur Kirche geweiht, nachdem man den Chorraum vergrößert und einen Turm für das Geläut angebaut hatte. Ausgeführt wurden diese Umbauarbeiten durch die Gebrüder Fichtner aus Dresden-Plauen. 1929 wurde ein Orgelharmonium beschafft. Im selben Jahr am Ostersonntag wechselt Pfarrer Wildfeuer zur Dresdner Friedenskirche. Sein Nachfolger ist von 1930 bis 1933 Pfarrer Karl Ernst Wilhelm Schulz, welchem 1933 Pfarrer Carl Busch aus Großerkmannsdorf im Amte fogte. Pfarrer Busch war nach seiner Gastpredigt am 2. Advent 1932 vom Gitterseeer Kirchenvorstand einstimmig gewählt worden und er wurde am Trinitatissonntag 1933 durch Superindentend Hugo Hahn in sein Gitterseeer Amt eingeführt.
Pfarrer Busch erlebte in den Jahren 1933 bis 1936 ein Wechselbad des kirchlichen Lebens ohne gleichen. Traten in den drei Jahren 1933-1936 ca 600 ausgetretene Gemeindeglieder wieder in die Kirche ein und hatte er in diesen Jahren ca. 300 nachzukonfirmieren und wurden z.T. Massentrauungen vollzogen, so setzte ab 1936 im Zuge des immer kirchenfeindlicher werdenden Kurses der NSDAP wieder eine gegenläufige Bewegung ein und es traten jetzt wieder mehr aus der Kirche aus. Pfarrer Busch übte sein Amt in Gittersee bis 1943 aus. Ihm folgte Pfarrer Lic. Dr. Walter Schulz im Amte. Der Kirchenvorstand beschloß in seiner Sitzung am 3.1.1945 einstimmig, der Kirche in Gittersee den Namen Paul-Gerhardt-Kirche zu geben. Viele Jahre konnte der Gesang in der Kirche nur durch das Harmonium begleitet werden. 1951 war es dann endlich so weit. Am 2. Weihnachtstag fand die Weihe der Orgel statt, gebaut durch die Firma Jehmlich Dresden. Pfarrer Schulz war Pfarrer von Gittersee bis 1960. Danach wurde Gittersee längere Zeit von Coschütz (Pfr. Hülsenberg) mitverwaltet. 1971 zog noch einmal und zum letzten mal ein Pfarrer in das Gitterseeer Pfarrhaus ein. Pfarrer Michael Müller war der letzte Pfarrer der eigenständigen Kirchgemeinde Gittersee. Er wechselte zum 1.September 1976 an die Kreuzkirche in Dresden. Ihm folgte zwar noch Pfarrer Kloß von September 1976 bis April 1977, aber er war nicht Inhaber der Pfarrstelle sondern als Generalvikar abgeordnet.